TEST: Electro-Voice EVERSE 12 Akku-Lautsprecher
Der Markt der akkubetriebenen PA-Lautsprecher ist inzwischen heiß umkämpft. Fast jeder der etablierten Hersteller tummelt sich da und bietet Boxen an, die sich kabellos betreiben lassen. Auch der ursprünglich amerikanische und heute zu Bosch Communications gehörende Hersteller Electro-Voice macht mit und präsentiert jetzt nach der erfolgreichen EVERSE 8 (Test in OKEY-Ausgabe 173) nun mit der EVERSE 12 eine größere Version mit 12‘ Basstreiber. Diese haben wir drinnen und auch draußen getestet.
Was sich da aus dem Transportkarton schält, kann seine Verwandtschaft zur bereits getesteten EVERSE 8 nicht leugnen. Aber dank des 12-Zöllers im Bass fällt die neue EVERSE 12 natürlich etwas größer und auch schwerer aus als die kleine Schwester. Mit guten 16 Kilo ist aber auch die EVERSE 12 noch gut zu bewältigen und kann an dem soliden Tragegriff an der Oberseite oder dem Pendant an der rechten Seite gut getragen werden.
Über die Verarbeitung der EVERSE 12 kann ich nur Gutes berichten: Auch wenn das Gehäuse vollkomme aus Kunststoff ist, wirkt der Lautsprecher grundsolide und aus einem Guss. Dass man bei Electro-Voice auch an die Details denkt, merkt man an verschiedenen Eigenschaften der Box: Das Gehäuse ist so designt, dass die Box sowohl liegend z.B. als Bühnenmonitor, aber auch in der „Kickback“-Position (auf dem Boden stehend nach hinten geneigt) betrieben werden kann. Aber dabei Vorsicht beim Aufstellen: Bitte nicht mit zu viel Schwung in die Kipp-Position bringen, aufgrund des Eigengewichtes der internen Komponenten kann sie dabei doch schnell nach hinten kippen. Wenn sie dann steht, dann steht sie aber sicher auch in dieser Position.
Dank eines Stativ-Flansches an der Unterseite kann die EVERSE 12 aber auch auf einem Boxenstativ betrieben werden.
Für jede der möglichen Aufstellungspositionen gibt es im DSP-Menü der Box übrigens eine darauf abgestimmte Voreinstellung. Diese sorgt z.B. bei der Bodenaufstellung als Monitor oder im Kickback-Betrieb für eine Abschwächung der Bassfrequenzen, die in der Regel bei einer solchen Aufstellung betont werden.
Was dann gleich positiv auffällt und ich noch bei keiner anderen Akku-Box gesehen habe: Für das Anschlussfeld liefert Electro-Voice eine wasserdichte Abdeckung mit, die den Lautsprecher wetterfest nach IP43 macht (aber nicht wasserdicht!). Die Abdeckung besitzt einen gummierten Rand und wird in einen Rahmen gedrückt, der das Anschlussfeld umgibt. So kann keine Nässe in die Anschlüsse eindringen.
Allerdings kann die EVERSE 12 mit aufgesetzter Abdeckung auch nur via Bluetooth, also ohne Signalkabel, im Akkubetrieb genutzt werden. Aber immerhin! Für Fälle, in denen der Lautsprecher im Außenbetrieb stärkerer Nässe ausgesetzt sein könnte, gibt es bei Electro-Voice aber auch eine regenfeste Abdeckung als Zubehör.
Der Akku selbst ist herausnehmbar. Man könnte ihn also beispielsweise bei sehr langen Sessions irgendwann gegen ein aufgeladenes Exemplar tauschen. Allerdings muss es dann wirklich eine sehr lange Nacht werden. Electro-Voice gibt die Laufzeit bei Volllast mit rund 6 Stunden an, bei normaler Lautstärke sollen sogar bis 12 Stunden drin sein. Ich hatte die Box, nachdem sie in der Redaktion ankam und noch etwa 1/3 geladen war, zunächst einige Stunden als Hintergrundberieselung laufen, dann aufgeladen, und musste während der Testphase von ca. 5 Tagen nicht nachladen. Der Akku stand dann noch bei ca. 50%.
Man kann übrigens über eine USB-C Buchse an der Rückseite der EVERSE 12 auch gleich sein Smartphone oder Tablet mit Strom aus der Box versorgen. Und für Geräte, etwa Funk-Receiver fürs Mikrofon, steht außerdem ein 12V Ausgang zur Verfügung – sehr praktisch!
Die Bestückung der EVERSE 12 besteht aus einem 12‘‘ Basstreiber und einem 1‘‘ Hochtöner, die von der gleichen 400 Watt-Verstärkerelektronik angetrieben werden, die auch in der EVERSE 8 Verwendung findet. Diese stammt aus kompetentem Hause, nämlich von der Schwestermarke Dynacord. Dank des größeren Basstreibers in der 12er ist ein deutlich satteres Bassfundament zu erwarten als bei der kleineren Schwester. Electro-Voice gibt für die EVERSE 12 einen Frequenzgang von 45 Hz (bei -10dB) bis 20 kHz an. Der Schalldruckpegel liegt lt. Hersteller bei soliden 126 dB bei 1 Meter Abstand. Es könnte also laut werden beim Hörtest…
Der Mixerteil der EVERSE 12 bietet 2 Mono-Eingänge (Kombi-Buchsen XLR / Klinke) und einen Stereo-Eingang (Miniklinke), der auch für das Streamen von Bluetooth Audio genutzt werden kann. Der Mono-Eingang 2 bieten einen HI-Z Modus für den Anschluss von Instrumenten wie Gitarre oder Bass (über entsprechende Eingangs-Presets im DSP-Menü der EVERSE). Auf dem Eingang 1 kann bei der Verwendung als Mikro-Eingang die 48V Phantomspeisung für entsprechende Kondensator-Mikrofone zugeschaltet werden. Also auch hier an alles gedacht!
Oberhalb der Anschlüsse sitzen ein monochromes Display und ein Endlos-Encoder, über die alle Einstellungen zu den Mixer- und DSP-Funktionen der EVERSE 12 vorgenommen werden. Noch komfortabler geht es über die Electro-Voice „QuickSmart“ App, die für Android- wie für Apple iOS Mobilgeräte verfügbar ist.
Einzustellen gibt es bei der EVERSE 12 eine ganze Menge: So gibt es für die Summe neben einer Lautstärkeregelung noch einen 7-Band Equalizer und außerdem die Auswahl aus 4 EQ-Presets: Music, Live, Speech und Club. Ich habe es im Testlauf in der Regel bei „Music“ belassen, da hier ein neutrales Klangbild geboten wird, und dann nach Bedarf über die Klangregelung in den Eingängen bzw. im Summen-EQ justiert.
Für die beiden Mono-Eingänge stehen verschiedene Preset-Einstellungen als Anpassungen z.B. an die verwendete Signalquelle (Mikro, Instrument, usw. zur Verfügung: verschiedene (Electro-Voice) Mikrofon-Typen können gewählt werden, LowCut-Filter, Konfigurationen für Instrumente wie Gitarren, Bässe oder Percussion, usw. Außerdem gibt es in den Mono-Eingängen jeweils einen dosierbaren Kompressor und auch ein „Ducking“-Funktion. Dieser Ducker reduziert beim Erkennen eines Signals an dem Eingang, für den er aktiviert wurde, die Pegel der übrigen Eingänge automatisch um 12 dB. Damit kann z.B. der Pegel der Musik automatisch reduziert werden, wenn Durchsagen über einen der beiden Mono-Eingänge gemacht werden.
Für alle Eingänge gibt es jeweils einen Input Gain und einen 3-Band Equalizer, wobei die drei Frequenzbereiche Bass, Mid, High bei diesen EQs allerdings nicht parametrisch ausgelegt sind, schade.
Der DSP in der EVERSE 12 kann auch Effekte: Der Effekt-DSP kann den beiden Mono-Eingängen jeweils zugeregelt werden. Insgesamt 30 Effekt-Programme, darunter Hall, Delay (Echo), Chorus, Doubling und Kombinationen daraus stehen zur Verfügung. Dank der guten Qualität sind diese Effekte auch wirklich brauchbar, wobei der größte Bedarf sicher bei den Hall- und Delayprogrammen etwa für den Gesang liegen dürfte. Die Qualität etwa des Halls ist wirklich gut, hier wird die EVERSE 12 sicher von der Kompetenz der Schwestermarke Dynacord profitieren.
Auch an einen Fußschalter-Anschluss hat Electro-Voice dabei gedacht, so kann man den Effekt-DSP z.B. für Ansagen usw. muten.
Werden zwei EVERSE 12 als Stereo-Set betrieben, ist das Panorama je Eingang einstellbar. Und wo wir gerade bei Stereo sind: Die EVERSE 12 beherrscht Bluetooth True Wireless Stereo, d.h. zwei EVERSE 12 können kabellos zu einem Stereo-Setup verbunden werden. Die Master-Box, an der die Signale anliegen, schickt dabei einen der beiden Stereo-Kanäle über Bluetooth an die zweite Slave-Box.
Über die MIX-OUT Buchse der EVERSE 12 kann deren Signal – wahlweise der Mono-Mix- oder einer der beiden Stereo-Kanäle – aber auch via Kabel an einen weiteren Lautsprecher, Mixer o.ä. durchgeschleift werden.
Wer mehr Druck im Bass benötigt, kann die EVERSE12 auch mit einem Subwoofer kombinieren und so ein ausgewachsene PA aufbauen. Im Menü der EVERSE 12 steht dazu unter dem Begriff „X-Over“ eine breite Auswahl an High-Pass Presets für diese Betriebsart zur Verfügung, um die Wiedergabe der Bassfrequenzen durch die EVERSE zu begrenzen und damit an die obere Grenzfrequenz des verwendeten Subwoofers anzupassen. Für Subwoofer von Electro-Voice stehen auch hier wieder eigene Preset-Einstellungen für eine optimale Anpassung bereit.
In der Praxis zeigt sich die EVERSE 12 sehr unkompliziert. Den schnellsten Klangtest macht man natürlich durch direktes Koppeln mit dem Handy und Abfahren der eigenen Streaming-Playlist. Die Bluetooth-Verbindung mit meinem Google Smartphone war blitzschnell eingerichtet und auch in der Quicksmart-App war die EVERSE 12 direkt verfügbar. So konnte mich mit meiner Konserven-Musik erste Eindrücke sammeln und auch gleich etwas mit den Möglichkeiten der App experimentieren. Schon beim Test der kleineren EVERSE 8 (OKEY 173) war mir aufgefallen, wie „erwachsen“ diese kompakte Akku-Box im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Produkten klingt. Und es hätte mich auch sehr gewundert, wenn die größere Schwester EVERSE 12 diesen positiven Klangeindruck nicht ebenfalls bieten und gar noch verstärken würde. Obenrum und in den Mitten sind beide in der Tat ähnlich ausgewogen und angenehm. Es klingt weder überspitzt noch in den Mitten überzogen. Die EVERSE 12 klingt so gut, wie man es auch von einer guten PA-Fullrange-Box vergleichbarer Größe erwarten würde.
Im Bass kann die 12er natürlich durch ihren größeren Treiber einiges mehr auffahren als die kleine Schwester. Das Bassfundament ist rund, freilich ohne die Magengegend zu reizen. Dafür wären dann doch noch andere Kaliber notwendig. Aber für eine solche, immer noch recht kompakte Akku-Box ist es erstaunlich genug, was sie auch im unteren Frequenzbereich zu leisten vermag. Die typische Zielgruppe sind natürlich z.B. Straßenmusiker, die z.B. mit Gitarre und Gesang aufspielen. Da braucht es weniger absoluten Tiefgang im Bass. Aber auch mit dem Keyboard nebst Basspedal und Style-Begleitung konnte ich gut über die EVERSE 12 musizieren, wobei mir allerdings für den Test nur ein Exemplar und somit Mono-Betrieb zur Verfügung stand.
Nicht zu unterschätzen ist die Power, die in dem System steckt: Die EVERSE kann auch größere Ansammlungen von Zuhörern gut beschallen und richtig „knallen“. Dabei bleibt sie immer ausgeglichen im Klangbild, sie klang im Testlauf auch dann nie überfordert, wenn mich mal richtig „aufgedreht“ hatte.
Aus Sicht des Keyboarders oder Organisten ist eine Box wie die EVERSE 12 sicher nicht das, was man als Haupt-PA einsetzen würde, wobei das mit einem Stereo-Set in Verbindung mit einem Subwoofer sicher sogar problemlos möglich wäre. Aber wie oft muss man seine Musik z.B. beim Sektempfang in den Garten oder sonst einen anderen Raum übertragen. Für solche Einsätze sind ein oder zwei EVERSE 12 auf jeden Fall eine feine Sache: Schnell installiert, flexibel einstellbar und bequem von der App aus zu verwalten. Und klanglich absolut kein Kompromiss mehr!
Claus Riepe
Schon die EVERSE 8 von Electro-Voice ließ viele andere Akku-Lautsprecher in Sachen Klang und Flexibilität blass aussehen. Mit der EVERSE 12 legt der Hersteller jetzt noch ein größeres Kaliber nach, dass bei gleicher technisch-funktionaler Ausstattung dank größerem Bass-Treiber und Gehäuse noch mehr Souveränität und Fundament ins Klangbild bringt. Mit etwas über 16 Kilo bleibt sie dabei noch gut händelbar und wird ein zuverlässiger kabelloser Beschallungspartner für viele Anwendungen sein. Ein weiterer überzeugender Beitrag zum Thema Akku-Lautsprecher aus dem Hause Electro-Voice!
Der Steckbrief:
Hersteller: Electro-Voice
Modell: Everse 12
Art: Akkubetriebener Aktiv-Lautsprecher
Bestückung: Bass: 12‘‘ Basslautsprecher, 1“ Titan-Hochtöner
Leistung: 400 Watt Peak
Max. Schalldruck: 126 dB
Abstrahlwinkel: 100° x 100°
Akku-Laufzeit: 6 Stunden bei max. Leistung, 14 Stunden bei 95 dB SPL, 12 Stunden bei 100 dB SPL, Kapazität: 86,4 Wh
Mixer: Integrierter Eingangsmixer von Dynacord: 2 x Mikrofon/Line (XLR/Klinke), 1 x Stereo Line-In (Cinch), Bluetooth Audiostreaming, Mix Out (XLR), TWS (True Wireless Stereo) koppelt zwei Everse 12 als Stereo-System, Mixer mit Bedienung am Gerät (LCD-Display) oder App-Steuerung (Electro-Voice QuickSmart App), 3-fach EQ pro Kanal, 7-fach parametr. Summen-EQ, DSP-Effekte 30 Programme, Ducking Funktion, Fußtaster-Anschluss für Effekt-Mute, Mehrere DSP-Voreinstellungen abrufbar, 5 eigene Konfigurationen speicherbar
Ausführung: Kunststoff-Gehäuse schwarz, 2 Tragegriffe integriert, Stativ-Flansch, auch als Bodenmonitor oder in Kickback Position aufstellbar
Maße / Gewichte: 597 mm x 345 mm x 347 mm, 14,6 kg
Preis (Straßenpreis / UVP): 1.099,- EUR / 1.189,- EUR
Internet: https://electrovoice.com/
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