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Im OKEY Test: KingKORG Neo - virtuell analoger Synthesizer

Mit dem KingKORG Neo präsentierte Korg im Frühjahr 2024 eine Neuauflage seines erfolgreichen virtuell-analogen Synthesizers KingKORG aus dem Jahr 2013. Allerdings zeigt sich der KingKORG NEO jetzt in einem ganz neuen, kompakten Format. Der schmale Synth mit 3-Oktaven-Tastatur und frischem weißen Layout möchte nicht nur mit einer vielseitigen Tonerzeugung, sondern u.a. auch mit einem integrierten Vocoder punkten. Claus Riepe hat den KingKORG NEO in der OKEY-Ausgabe 178 (Mai/Juni 2024) ausführlich getestet. Hier finden Sie den vollständigen Testbericht.

Zunächst die grundsätzlichen Eigenschaften des KingKORG NEO: Er ist ein virtuell-analoger, maximal 24-stimmiger Synthesizer, der sowohl analoge als auch digitale (DWGS Digitalsynthese und PCM) Wellenformen bietet. Es stehen pro Stimme bis zu 3 individuell stimmbare Oszillatoren mit jeweils einstellbarer Wellenform zur Verfügung. Als zusätzliche Wellenform kann in allen Oszillatoren außerdem das Mikrofon-Signal des integrierten Vocoders verwendet werden. Ein einsteckbares Schwanenhals-Mikro für die Vocoder-Sektion befindet sich im Lieferumfang. Der KingKORG NEO kann bis zu 2 Klänge, „Timbres“ genannt, gleichzeitig erzeugen. Diese lassen sich im Layer-Modus übereinander oder auch als Split-Klänge mit frei einstellbarem Splitpunkt nebeneinander auf der Tastatur anordnen. 

Für die Modulation stehen ein Filter mit 18 verschiedenen Typen, darunter auch Emulationen bekannter Synths wie Korg MS-20, Sequential Prophet oder Oberheim OBX, zwei ADSR-Hüllkurven (für Filter und Amplitude) sowie 2 LFOs (Filter und Pitch) zur Verfügung, also eine recht klassische Analog-Synthesizer-Struktur. Weitere Klangmanipulationen erlauben die drei Effekt-Sektionen mit jeweils eigenen Bedienelementen: der Pre-FX mit Verzerrer, Amp-Emulationen, Ringmodulator usw., ein Modulation Effekt für Chorus, Flanger, Tremolo, Rotary usw., und eine Hall-/Delay-Sektion. Außerdem steht noch ein 2-bandiger Master-Equalizer zur Verfügung. Als Spielhilfe gibt es links oberhalb der Tastatur einen etwas klein geratenen, aber dennoch gut zu bedienenden Joystick. 

Eine interessante Sektion des KingKORG NEO ist der integrierte Vocoder. Dafür liefert Korg auch gleich ein einsteckbares Schwanenhals-Mikrofon mit. Mit dieser Sektion lassen sich viele synthetische Stimm-Effekte realisieren. Dazu gleich noch mehr…

Korg hat das äußere Format beim neuen KingKORG NEO also komplett geändert. Präsentierte sich der Vorgänger noch im breiten Gehäuse mit leicht gewichteter 5-Oktaven-Tastatur, so gibt es den NEO jetzt also als kompakten Synth mit einer nur noch 3 Oktaven umfassenden Tastatur, die zudem keinerlei Gewichtung mehr aufweist, aber dennoch anschlagdynamisch ist. Die Dynamik lässt sich z.B. auch auf die Hüllkurven anwenden. Eine Aftertouch-Funktion gibt es allerdings wie schon beim früheren KingKORG nicht. 

Ob man die Format-Änderung des KingKORG nun als Vor- oder Nachteil sehen will, das hängt sicher von den jeweils individuellen Einsatzüberlegungen ab. Für viele typische Synthe-Klänge und Spielweisen ist die neue Form bzw. deren Tastatur-Art und -Umfang sicher völlig ausreichend dimensioniert und das Gerät wird dadurch deutlich platzsparender und auch transportfreundlicher als die frühere breite Version. Auf der konnte man sich dafür spielerisch sicher umfassender auslassen, aber ganz ehrlich – wann braucht man das auf einem virtuell-analogen Synth? Klavier z.B. spielt man darauf eher weniger…

Worauf man allerdings bei der Neuauflage verzichte muss, ist der Röhren-Preamp, der noch deutlich sichtbar (die Röhre schimmerte beim Betrieb durch ein kleines Gitter auf dem Bedienpanel) im früheren, breiten KingKORG seinen Dienst tat und für noch etwas mehr analoge Wärme im Sound sorgen sollte.

Das Bedienfeld des KingKORG NEO präsentiert sich zwar im neuen Layout, man findet aber letztlich die meisten Regler und Taster wieder, die auch schon auf dem Vorgänger vorhanden waren. Geblieben sind auch die insgesamt 3 Displays für Sound- und Parameter-Auswahl, Oszillator- und Filtersektion. 

Das frische, weiße Design und die rot illuminierten Taster machen den Synthesizer sehr schick, auch wenn das Gehäuse weitgehend aus Kunststoff gefertigt ist. Aber zumindest für das Bedienpanel hat Korg eine Alu-Platte gewählt. Die Regler und Taster machen liegen gut an der Hand und hinterlassen einen sehr zuverlässigen Eindruck.  

Korg liefert mit dem KingKORG NEO nur eine – ziemlich unhandlich ausklappbare – Schnellanleitung aus. Das eigentliche Handbuch und auch eine Parameter-Übersicht gibt’s online als PDF zum Download. Wer aber die grundsätzlichen Funktionen eines Synthesizers kennt, also mit Begriffen wie Oszillator, Filter, LFO usw. etwas anfangen kann, der wird eh kaum in die Anleitung schauen müssen. Das Soundschrauben hat man auf der Oberfläche des NEO schnell heraus, lediglich für ein paar spezielle Features muss bzw. sollte man die Anleitung bemühen. 

Für das erste Spiel und den ersten Klangeindruck bieten sich die werkseitig vorinstallierten „Programs“ des KingKORG NEO an. Davon gibt es 200 an der Zahl, eingeteilt in 8 direkt über Taster unter dem Hauptdisplay anwählbare Kategorien. Weitere 100 User-Plätze stehen für eigene Programs zur Verfügung. Ein Program besteht Synth aus bis zu 2 Timbres. Diese lassen sich innerhalb eines solchen Programs als Single-Sound oder auch als Layer- oder Split-Sound kombinieren lassen. 

Schauen wir uns den Aufbau der Timbres und die Modulationsmöglichkeiten für den Klang einmal genauer an: Am Anfang steht die Oszillator-Sektion, hier werden die Grundwellen und damit die Töne erzeugt. Drei Oszillatoren pro Stimme gibt es. Sie sind über einen Taster umschaltbar für die Editierung, und für jeden Oszillator lässt sich dann zunächst über einen Drehregler und das kleine Display für die Sektion eine Wellenform auswählen. Es gibt 32 analoge Wellen mit den typischen Saw-, Square-, Triangle- und Sinus-Varianten sowie einige Rausch-Typen. In der DWGS-Abteilung finden wir 40 digital-synthetische Wellenformen, die an die früheren Korg Synths DW-6000 und 8000 angelehnt sind. Und unter „PCM“ findet man schließlich noch 65 Sampling-Wellenformen, wie sie für die Korg M- und 01-W Modelle typisch waren. Interessant ist außerdem die Wellenform Nr. 138 – „Mic In“. Hiermit lässt sich das Mikrofon-Signal als Wellenform für den jeweiligen Oszillator verwenden. 

Mit 3 individuell editierbaren Oszillatoren pro Stimme gehen schon recht „fette“ Sounds. Noch voller wird der Klang, wenn man die Unison-Funktion aktiviert. Hier werden dann (einstellbar) bis zu 4 Stimmen je Taste (mit entsprechender Reduktion der Gesamtpolyphonie) verwendet. Für durchsetzungsfähige Lead-Sounds oder intensiv wabernde Pads mit viel Schwebung genau das richtige! 

Die Filter-Sektion des KingKORG NEO bietet eine Auswahl aus 18 verschiedenen Filtervarianten der Typen HighPass, Low-Pass und Band-Pass an. Darunter finden sich u.a. auch einige Emulationen der Filtercharakteristika legendäre Vintage Synthesizer wie Sequential Prophet 5, Oberheim, aber selbstverständlich auch etwa des Korg MS-20. Filter-Cutoff und Resonanz sind direkt per Drehregler veränderbar. Weitere Parameter für das Filter stehen über das Display-Menü zur Verfügung. So lassen sich etwa ein Key-Tracking (Filter-Veränderung über die Tonhöhe) und auch ein Velocity-Tracking (Filter reagiert auf Anschlagdynamik) einstellen.

Für die Modulation von Filter und Amp (Lautstärkeverlauf) gibt es zwei ADSR-Hüllkurven (EG1 und 2) und 2 LFOs mit umschaltbaren Wellenformen und wahlweise zuschaltbarer Tasten- und Temposynchronisation. Frequenz und Intensität der LFO-Modulation kann man auch direkt per Drehpoti einstellen. 

Die genannten Modulationsmöglichkeiten mit Oszillator, Filter sowie je 2 LFOs und Hüllkurven bieten schon mal einiges an Möglichkeiten zum Sounddesign. Noch erheblich erweitert wird das Spektrum durch die Virtual Patch-Funktionen des KingKORG NEO. Patch-Kabel nannte man bei den frühen analogen Synthesizern die steckbaren Kabel, über die der Spieler die verschiedenen Sound- und Modulationsmodule des Synthesizers zusammenschalten konnte – mit den entsprechenden klanglichen Möglichkeiten bzw. Eigenarten. Bei Korg ist etwa der gute alte MS-20 ein Beispiel für einen solchen Synthesizer. Der KingKORG NEO hat zwar keine echten Patch-Buchsen nebst entsprechender Kabel, aber man kann stattdessen einige solcher Verschaltungen virtuell über das Menü vornehmen: So lassen sich 6 Patches zwischen Modulationsquellen wie den beiden Hüllkurven, den LFOS, Anschlagdynamik, Pitch- bzw. Modulationsebene des Joysticks, dem Keyboard-Tracking und auch bis zu 3 MIDI-Controllern und den Modulationszielen wie Tonhöhe (Pitch), Portamento, den Oszillatoren, der Filter-Frequenz bzw. -Resonanz und zahlreichen weiteren Klangparametern zuweisen. So hat man über die „fest verdrahteten“ Funktionen hinaus noch eine recht flexible Möglichkeit, individuelle Klangbeeinflussungen, auch in Echtzeit während des Spielens zu generieren. Sehr interessant!

 

Hatte ich schon erwähnt, dass der KingKORG NEO auch über einen editierbaren Arpeggiator verfügt? Dieser kann jederzeit direkt über einen Taster aktiviert werden. Im Menü haben wir die Möglichkeit, Laufrichtung, Oktav-Umfang, Auflösung (Notenwert), Swing-Groove und Gate (Stauchung der Tonlängen) sowie weitere Parameter einzustellen bzw. zu dosieren. 

 

Ein Arpeggio kann bis zu 8 Steps umfassen. Ein Menü erlaubt es, festzulegen, auf welchen der Steps ein Ton erklingen bzw. eine Pause gesetzt sein soll. So lässt sich der Arpeggiator in Ablauf und Klangwirkung recht flexibel gestalten. Schön wäre es gewesen, z.B. Swing oder Gate via Drehregler direkt im Zugriff zu haben. Aber frei belegbare Drehregler im eigentlichen Sinne gibt es nicht auf dem Bedienfeld des Synths. Klar, wenn man den entsprechenden Parameter zur Bearbeitung im Display selektiert (Page +/- Taster), kann man ihn mit dem Value-Poti daneben direkt verändern. Aber mal eben während des Spielens durch die Seiten zum benötigten Parameter steppen ist dann doch etwas umständlich. 

Was allerdings möglich und durchaus interessant ist: Man kann vielen Parametern des Synths individuelle MIDI-Controller-Nummern zuweisen. Benutzt man dann z.B. eine MIDI-Faderbox, kann man diese Parameter auch von „außen“ in Echtzeit kontrollieren. Der Reiz dabei: Man kann auch mehrere Klang-Parameter auf denselben Controller setzen und damit auf einem externen Regler zusammenfassen! Eine andere Art der Anwendung für diese Funktion ist die Steuerung bestimmter Klangparameter des Korg Synths z.B. aus einer DAW heraus. Allerdings sind die zuvor erwähnten Arpeggio-Parameter leider nicht unter den midifizierbaren Parametern. Wohl aber so ziemlich alle Oszillator-, Hüllkurven-, LFO und sonstige eigentliche Soundparameter. 

Kommen wir noch einmal auf den Vocoder im KingKORG NEO zu sprechen! Ein tolles Feature, das sich sehr effektvoll einsetzen lässt! Man muss ein bisschen mit den Parametern experimentieren, um brauchbare Effekte herauszubekommen. Aber mit etwas Probieren hat man es schnell raus. Die Stimme, also was ich ins Mikrofon singe, spreche oder auch nur flüstere, moduliert den Klang. Es stehen zahlreiche Parameter für den Vocoder zur Verfügung, etwa eigene Filter-Parameter (es wirken 16 Bandpass-Filter auf das Signal), Gate usw. 

Die Ergebnisse klingen dann etwa nach „Kraftwerk“, oder aber auch viel extremer, als man es von deren Alben kennt. Die werkseitigen Vocoder-Programme geben schon einen guten Einblick in das, was hier möglich ist! Auf jeden Fall ein tolles Feature! 

Effekte – die hat der KingKORG NEO selbstverständlich auch. Neben den typischen Synthesizer-Bausteinen stellen sie ein weiteres umfangreiches Potenzial zum Sounddesign zur Verfügung. Es gibt zunächst die drei Effekt-Sektionen PRE-FX, MOD FX und REVERB/DELAY mit je 6 per Drehregler wählbaren Effekt-Typen. Außerdem lassen sich die wichtigsten Parameter (Drive bzw. Intensität und Geschwindigkeit) je Sektion direkt per Drehregler einstellen. Korg nennt diese drei Sektionen Master-Effekte, sie werden mit den Programs gespeichert, sind also Bestandteile der einzelnen Klangprogramme.

Darüber hinaus gibt es als globalen „Effekt“ einen zweibandigen Equalizer, mit dem der Gesamtklang des Synths nochmals angepasst werden kann. Dieser EQ ist nicht Bestandteil der einzelnen Programs. 

In der PRE FX-Abteilung finden wir Ring-Modulator, Bit-Crusher (Reduzierung der Sampling-Frequenz für raueren Klang), Distorsion, zwei Amp-Simulationen und Tone (Klangregler). Die MOD FX Sektion enthält – wie der Name schon andeutet – Modulationseffekte wie Chorus, Tremolo, Phaser, Rotary usw, Und REV/DELAY schließlich liefert verschiedene Hall- und Echo-Effekte, für letzteres u.a. auch eine temposynchrone Variante (Synchronisierung über MIDI-Clock). 

Die Qualität der Effekte kann überzeugen. Insbesondere so schöne Sachen wie der tolle Phaser oder das Tape Echo (ich hatte früher selbst einmal ein altes Roland Space Echo an der Orgel im Betrieb…) machen Spaß und erweitern die an sich schon vielfältigen Klangmöglichkeiten des KingKORG NEO erheblich!

Claus Riepe

 

Fazit: Mit dem KingKORG NEO präsentiert Korg eine gelungene Neuauflage des KingKORG. Die Tastatur ist zwar kürzer, aber für die meisten Synthe-Lines, die man auf solch einem Instrument spielen wird, immer noch absolut ausreichend. Für rund 1000 Euro bekommt man einen vielseitigen virtuell-analogen Synthesizer mit überzeugender Klangqualität, der mit interessanten Features wie virtuellen Patches, sehr guten Effekten, Arpeggiator und Vocoder inkl. Mikrofon punkten kann. Ein faires Angebot, das Korg mit diesem Synthesizer auf die Beine gestellt hat.

Steckbrief:

Hersteller: Korg
Modell: KingKORG NEO
Art: 24-stimmiger virtuell-analoger Synthesizer
Tastatur: 61 leicht gewichtete Tasten (Fatar), anschlagdynamisch, Aftertouch
Displays: Haupt-Display: 2 x 16 Zeichen OLED, Oszillator/Filter: Je ein OLED-Display 128 x 64 Pixel
Tonerzeugung: KorgXMT (eXpanded Modeling Technology), 3 Oszillatoren pro Stimme, 138 Typen (32 virtuell-analog und Noise, 40 DWGS, 65 PCM, 1 Mic In), 1 Filter (LPF, HPF und BPF), 18 Filtertypen, darunter verschiedene Filteremulationen klassischer Synthesizer, 2 ADSR-Hüllkurven, 2 LFOs, 6 virtuelle Patchverbindungen
Presets: 120 Werk, bis 400 User
Effekte: 3 Programm-Effekte (Pre FX mit 6 Typen, Mod FX mit 6 Typen, Rev/Delay mit 6 Typen), 2-Band-Equalizer
Sonstiges: Arpeggiator (6 Typen) mit je bis zu 8 Steps, Vocoder (XLR Einsteck-Mikrofon im Lieferumfang)
Anschlüsse: Stereo-Out, Kopfhörer, Damper-Pedal, Fußschalter, MIDI in/out, USB Typ B
Maße / Gewicht: 565 x 338 x 92 mm, 3,1 kg 
Preis (UVP): 1.099,- EUR
Internet: www.korg.de





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